Montag, 4. April 2011

Heimkehren


Die Dämmerung bricht herein, vor dem Busfenster ziehen Bananen,  Kakao- und Papayaplantagen vorbei. Es wird dunkler,es wird wärmer – es wird gewohnter.

Was vor einigen Monaten noch eine unbekannte Stelle auf der Busfahrt in die Hitze, irgendwo im Dauergrün des Amazonas war, ist jetzt auf den Meter genau bestimmbar – der Beginn vom „Tal von Méndez“. 
Die Temperatur steigt nochmal, die Luftfeuchtigkeit fällt leicht – für den Touristen nicht fülbar, für den Einheimsichen nichts Besonderes, fuer den Kakao das Lebenselexir. 
Diese Grenze bedeutet aber nicht nur, dass hier Kakao waechst, hochwertiger und produktiver als in den meiseten anderen Regionen der Welt – es bedeutet auch, dass ich nach 7 Tagen wieder „zu Hause“ bin.

Nach 5h im Kanu, 5h im Taxi und 4h im Bus; nach gegrillten Eichhörnchen, rohen Maden und vergorenen Maisbier kann ich mich wieder auf „normales“ Essen, „mein“ Zimmmer und „meine“ Familie freuen.

Es ist 1 Uhr in der Nacht als ich Méndez erreiche, aber meine „Eltern“ sind noch wach, hab mir Abendessen aufgehoben – auf mich gewartet.

Ich liege im Bett, denke ueber die letzte Woche nach – weis, dass morgen wieder ein „normaler“ Tag in meiner, wenn auch nur fuer den Moment „normalen“ Welt  sein wird. Ein komisches Gefuehl beschleicht mich  wie schnell man sich an Fremdes gewöhnt bevor die Nacht endgültig den Tag raubt und die Müdigkeit mein Denckvermögen.

Sonntag, 23. Januar 2011

"Vorsicht !! - Zone geologischer Aktivitaet"

Es schuettet mal wieder aus Kuebeln, ich sitze vor dem Haus und denke wieder einmal daran, dass ich es noch immer nicht geschafft habe, den “Sylvester Blog” fertig zu schreiben – egal, jetzt gibt es erst mal unnuetzes Wissen aus Ecuador


- Ein Backofen kostet hier genau so viel, wie eine 250 GB externe Fetsplatte – 110 $

- 400g Walnuesse kosten genau so viel wie 90 Mangos oder 400 Orangen – 8 $

- Das Verkehrsschild „Vorischt – Zone geologsicher Aktivitaet“ bedeutet nicht nur, dass neben dir jederzeit ein Vulkan ausbrechen koennte, sondern auch, dass die Strasse nicht immer einwandfrei identifizierbar ist.

- Ecuador ist kein kommunistischer Staat !! ... auch wenn die Schilder „Mach die Strasse nicht kaput, sie gehoert dem ganzen Volk“ – „Schuetze die Natur, sie gehoert allen“ oder „Hier baut Ecuador – eine Strasse vom Volk fuer das Volk“ faellschlicherweise darauf schliesen lassen.

- Die Schilder mit der Aufschrift „Zeig deinen Anstand, spuck nicht auf den Boden“ findet man nicht nur in allen Busbahnhoefen, sondern auch in saemtlichen Ministerien.

- Ecuadoriansiche Kinder essen im Durchschnitt nur 0,3 kg Schokolade im jahr, deutsche Kinder 8,7 kg.

- Eine Tasse „extra Bitter“ Trinkschokolade enthaelt genau so viel Koffein wie eine Tasse Schwarztee – theoretisch jedenfalls.

- Mein erster 4.000 war der „Weinberg“ der Eltern meiner Gastmama.

- Ueber 50% aller TV-Werbung in Ecuador sind staatlich.

- „Monos“ sind nicht nur Affen, sondern auch die uebliche bezeichnung fuer die Bewohner der Kuestenregion – oder generell Menschen mit dunklerer Hautfarbe.

- Nimmt man einen Webnler Bus als Deutschen Standart, verkehren in Ecuador nur absolut futuristische Luxusliner.

- Bewiesener Masen ist es auch in Ecuador selbst moeglich ein Visum zu beantragen, auch wenn das Auswaertige Amt, die deutsche Bootschaft in Quito und die ecuadorianische Bootschaft in Berlin das Gegenteil behaupten.

... sonst bleibt noch zu sagen, dass ich ganze Buecher schreiben koennte, mir dafuer aber Gott sei Dank die Zeit fehlt. Jan

Sonntag, 2. Januar 2011

I hob roade Hoor


feiaroade Hoor sogar und i hob nix g'seng!
I hob roade Hoor, feiaroade Hoor sogar und i hob nix g'seng!
Der oane sogt des mog i ned, der ander ist dafier, der dritte, der moant gor nix trinkt sei Bier!
Der oane raucht weil's eam so schmeckt, der ander rennt im woid 12km jed'n Dog!

Und ich, ich sitz in Ecuador und blick zurueck – blicke zurueck auf ein unglaublich eireignissreiches Jahr. Von der Facharbeit, deren gebuehrender Huldigung mit Bier, ueber den Schulabschluss, mit allem was dazugehoert, bis zur Schokolade.

Schokolade – viel Schokolade, mein erstes ganzes Geschaeftsjahr, meine erste grosse Messe, meine ersten Geschaeftspartner – und dann ... mein erster Flug, ein Flug in eine andereWelt.

Ich habe gelernt benutztes Klopapier nicht in das Klo sondern in den Muelleimer daneben zu werfen, habe gelernt, dass Duschgel ein unnoetiges Luxusprodukt ist und habe schmerzlich erfahren muessen, dass eine Tube Zahnpaster teurer ist wie die Uebernachtung in der Jugendherberge.

Ich habe gesehen, dass man fuer die Zubereitung eines Spanferkels keinen aufwendigen Grill braucht, sondern jediglich einen Flammenwerfer, habe gesehen, dass Anannas nicht an Plamen wachsen und habe schmerzlich erfahren muessen, dass im tropischen Klima auch eine Mamut Jacke schimmelt , wenn man sie in fensternaehe aufhaengt.
Ich habe neue Masseinheiten kennengelernt, habe glernt, dass „dick“ und „fett“ im spansichen keineswegs negativ ist und unglaubliches festgestellt – es gibt auch ausserhalb Deutschlands gutes Bier.
2 Monate Ecuador, 2 Monate ohen KetchUp, 2 Monate Handwaesche und 2 Monate fuer die ich nur 250 Euro gebraucht habe. Fuer diese kann man hier aber durchaus Wochenenden in der Hauptsatdt bis Sonntags 6 Uhr morgens durchfeiern, killoweise Schokoalde essen und sich stundenlang von Taxifahrern oder Touristenfueherhn kutschieren lassen.

Was bleibt ist ein zufriedener Jan in einem Land wo auch die Menschen mit wenig zufrieden sind, einfach denken, einfach leben. Menschen die nicht verstehen warum man ein neues Auto braucht solange das alte noch faehrt. Die nicht verstehen warum man ein Postsystem braucht, wenn man Briefe auch dem Milchfahrer mitgeben kann und Menschen die bei Maggie Werbung nur den Kopf schuetteln. Lebensfreudige, gastfreundliche Menschen - Menschen , die an ihrem Geburtstag im Wohnzimmer ueber offenen Feuer auf Betonboden grillen und mir stolz erzaehlen, dass sie naechsten Monat eine Haustuer bekommen ... die man hier ja eigentlich nicht braucht.

Das groessere Problem ist nicht die Armut hier sondern der Reichtum dort.